Der Hintergrund & aktuelle Herausforderungen in der Chemie
Nach dem Wegfall des Standortvorteils des Ruhrgebiets in Bezug auf eine rasche Verfügbarkeit von günstigen Energiequellen („Nachbergbauzeit“), stehen energieintensive Branchen wie die chemische und die Bauindustrie unter Druck. Es sind insgesamt 93.000 Arbeitsplätze mit der chemischen Industrie in NRW und bis zu 8.000 direkte Arbeitsplätze mit der Zementindustrie in Deutschland verknüpft; werden die Arbeitsplätze in der Baustoffindustrie hinzugezählt, umfassen diese mindestens 250.000 Personen. Somit besteht die latente Gefahr eines Arbeitsplatzabbaus. Gleichzeitig hat sich das Land Nordrhein-Westfalen das Ziel gesetzt, bis 2045 klimaneutral zu sein. Um die Klimaneutralität zu erreichen, ist der unmittelbare Zugang von Unternehmen zu Innovationen und hervorragend ausgebildeten Fachkräften („Jobs Follow People“) unerlässlich.
Hinzu kommen aktuelle, gesellschaftliche Herausforderungen in der Chemie: Zum einen gilt es, fossile Kohlenstoffquellen zu ersetzen. Hierzu sind innovative, unkonventionelle Synthesestrategien unter Verwendung erneuerbarer Ressourcen zu entwickeln. Zum anderen steigt die Bedeutung von Künstlicher Intelligenz in der Chemie, die in die Anwendung zu bringen ist: Die Kombination aus Simulation, Laborautomatisierung und maschinellem Lernen reduziert den Zeit- und Kostenaufwand.
Transferzentrum für Innovation und nachhaltige Chemie in Herne – Die Zielsetzung
Unter dem Beinamen „ChemINa: Chemie – Innovativ & Nachhaltig“ wird ein klarer inhaltlicher Schwerpunkt definiert: Die Zukunftsthemen nachhaltige und digitale Chemie. In diesen Zukunftsfeldern soll ein Mehrwert für die Unternehmen geschaffen wird. Konkret geht es um einen schnellen Zugang zu Innovationen in der Forschung und letztendlich auch um den langfristigen Erhalt der Arbeitsplätze in der chemischen Industrie in Nordrhein-Westfalen. Vor dem Hintergrund des sogenannten „Triple-Helix-Modell der Innovation“ wird das Ziel verfolgt,
- Ergebnisse der chemischen Spitzenforschung schneller in die industrielle Anwendung zu bringen (Science4Innovation),
- eine Keimzelle für Sprunginnovationen für die Branchen nachhaltige und digitale Chemie zu etablieren (Science4Business) und
- die Gesellschaft für das Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu sensibilisieren (Science4Society).
Das Know-How für das Transferzentrum kommt aus dem Exzellenzcluster RESOLV (Ruhr Explores Solvation) der Ruhr-Universität. Die hier betriebene Spitzenforschung soll mittels des Transferzentrums künftig deutlich schneller in die industrielle Anwendung gelangen. Auf diese Weise profitiert nicht nur die Chemische Industrie, sondern zugleich auch der Wissenschaftsstandort Ruhrgebiet, indem die Region sich als Keimzelle für Sprunginnovationen im Bereich der nachhaltigen Chemie etabliert.
Umbau eines Gebäudeteils des Innovationszentrums (IZ) Herne
Eine Realisierung des Transferzentrums ist im Gebäude von Herne.Business geplant. Das 1996 errichtete Innovationszentrum beheimatet nicht nur die Wirtschaftsförderung selbst, sondern auch zukunftsorientierte Unternehmen und Startups. Darüber hinaus befinden sich im Gebäude anmietbare Besprechungsräume und eine Caféteria. Das Gebäude ist in fünf Bautrakte aufgeteilt, jeweils zweigeschossig mit insgesamt rund 6.000 Quadratmeter Nutzfläche und das alles in zentraler Lage: In nur rund 800 Metern ist die A 42 über die Autobahnausfahrt Herne-Baukau erreichbar.

Absichtserklärung & weitere Schritte
Am 7. Juli 2025 wurde von Vertreter:innen der Stadt Herne, der RUB sowie von Herne.Business eine Absichtserklärung unterzeichnet. Dabei wurde gemeinsam erklärt, das Transferzentrum in Herne errichten zu wollen. Als erster Schritt dieses Prozesses wird zunächst eine Machbarkeitsstudie – ein sogenannter „Transformationsbooster“ – auf den Weg gebracht, die die technischen, infrastrukturellen und juristischen Anforderungen für eine Ansiedlung von ChemINa im IZ Herne prüft. Eine Bewilligung der Machbarkeitsstudie ist noch für 2025 geplant, 2026 sollen die Leistungen ausgeschrieben, bearbeitet und abgeschlossen werden. Die bauliche Umsetzung soll im Anschluss mit Hilfe von Fördermitteln aus dem 5-StandorteProgramm realisiert werden.